Bernd mit A. Cool Eddy

Wer zu spät kommt…

Berichte über Prüfungen beginnen meistens mit Danksagungen oder Ergebnissen - ich möchte an einer anderen Stelle ansetzen …
Wer kennt es nicht: die Aufregung vor solchen Tagen? Wird der Hund das Trainierte umsetzen? Schaffen wir es gemeinsam, uns zu konzentrieren oder übertrage ich meine Nervosität auf den Hund? Ich persönlich bin kein Prüfungsmensch! Das war schon immer so …

Kurz nach Ostern erhielt ich die Einladungsbestätigung der BZG Ostfriesland für die JP/R, für die ich meinen Hund angemeldet hatte. Die Prüfung sollte am 11.04.2015 im Raum Aurich stattfinden.
So weit so gut – ein kurzer Blick auf das Starterfeld verriet mir, dass insgesamt 7 Gespanne gemeldet hatten: 4 Labradore, 2 Golden und ein Toller. Eine bunte Mischung also!
Ich dachte, mit einer Anreise aus dem Landkreis Diepholz (ca. 120km) hätte ich die weiteste Anreise – aber nein, im Starterfeld fand ich Hundeführer aus Enschede und sogar Tübingen(!).

Nun denn – was muss man also alles beachten, wenn man an einer JP/R teilnehmen will?

Die Verpflegung während des Tages, sollte aus dem Rucksack erfolgen: also Brote schmieren, Thermoskanne füllen, Nervennahrung („… macht Kinder froh …“) … soweit verstanden. Jeder sollte seine Waffe, Munition und Wild mitbringen – also Kaninchen, Ente auftauen, Flinte säubern, Munition verstauen (Bleifrei muss sie sein!).
Am Vorabend der Prüfung Auto beladen, Sachen bereit gelegt und Wecker gestellt – treffen sollte ja pünktlich um 7:30 Uhr am Suchenlokal „Zum Sandkrug“ Nahe Aurich sein.

Am Tag der Prüfung klingelt der Wecker einfach nicht… neumodischer Schnickschnack – bin mir keiner Schuld bewusst – aber die gute Vorbereitung ist dahin... Jetzt nur noch los und hoffen, der Hund lässt sich nicht aus der Ruhe bringen… Die Prüfung hatte noch nicht einmal begonnen und schon war ich ein nervliches Wrack.

Ankunft am Suchenlokal mit Verspätung (leicht über dem bekannten „akademischen Viertel“). Keine Richter, keine Teilnehmer, kein Sonderleiter… aber immerhin ein „Nachzügler-Kommando“, das mir den Weg zum Revier und ersten Prüfungsstation „Frei-Verloren-Suche“ wies.

Hier also Bekanntmachung mit dem Sonderleiter Lothar Habben, meinen Mitteilnehmern… zudem Registrierung des Hundes und Prüfung der Unterlagen – erfreulich man schnackt platt …
Nebenbei bemerkt: ich bin nicht der Einzige, der von Nervosität geplagt ist – ein Blick in die Gesichter der anderen verrät: alle Hundeführer sind nervöser als die Hunde…

Die „Frei-Verloren Suche“ fand in einem Waldstück statt. Die ersten Starter kehrten mit glücklichen Gesichtern zurück, da ihre Hunde mehr oder weniger zügig aber immerhin verlässlich das ausgelegte Wild apportierten. Leider hatten nicht alle den erhofften Erfolg, denn ein Hund fühlte sich im Wald nicht ganz so wohl wie auf dem Feld und entschied, dass Tannenzapfen weitaus spannender sind, als Kaninchen oder Enten – an einen Abbruch war dennoch nicht zu denken – so entschloss sich das Gespann zu allen weiteren Prüfungen anzutreten! Was für eine tolle Moral.

Nachdem alle die erste Station abgeschlossen hatten, fuhren wir ein kurzes Stück ins Revier, wo sich Ostfriesland von seiner besten Seite zeigte. Nein, hiermit meine ich nicht nur das Revier, das dankenswerterweise von Jan Woltzen zur Verfügung gestellt wurde. Nein - auch der Frühnebel hatte sich verzogen und bei strahlendem Sonnenschein mit milden Temperaturen konnten wir die Prüfung fortsetzen – Schleppspur.
Wir wählten ein (bis auf ein paar rastende Gänse) freies Feld, auf dem die Richter nun die Kaninchen-Schleppen zogen. Eine Prüfung, die alle Hunde sehr schnell und mit „sehr gut“ absolvierten. Ich hatte nun endlich die Möglichkeit alle Richter und Mitteilnehmer kennen zu lernen und muss schon an dieser Stelle ein großes Lob für die Freundlichkeit und perfekte Organisation an alle Beteiligten loswerden. Wie erwähnt, waren alle Hundeführer von Nervosität geprägt (O-Ton: „Atmen nicht vergessen“), aber eine souveräne Richterin, Frau Ingrid Stahlke (DRC) unterstützt durch Heinrich Janssen und Heinz Aden (beide JGHV) sorgten durch Besonnenheit und Erklärungen dafür, dass sich die Anspannung aller nach und nach legte.

Obwohl wir an derselben Stelle verblieben, wurde ein Umsetzen der Fahrzeuge notwendig (tja ja die Landmaschinen brauchen auch in Ostfriesland viel Platz beim Rangieren). Ein Umstand der noch für etwas Erheiterung sorgte – später mehr…
Weiter ging die Prüfung mit Zahnkontrolle und Schussfestigkeit, die ebenfalls sehr zügig und von allen Hunden mit „sehr gut“ bestanden wurde.

Nach kurzer Kaffeepause mit Selbstgebackenem (Lecker!), führte ein kurzer Fußmarsch zur 3. Station: der „Wasserarbeit“! Eine Kulisse, wie aus einem Bilderbuch … umgeben von leichtem Bewuchs und mit einer gut zugänglichen Eintrittsstelle ins Wasser, lag der Teich vor uns.
Häufig ist die Wasserarbeit die größte Herausforderung der JP/R – die Anspannung aller Beteiligten stieg erneut …
Richter und Sonderleiter versteckten sich im Schilf, um den am gegenüberliegenden Ufer stehenden Hunden keine Ablenkung zu bieten.
Zielstrebig und unbeirrt durchschwammen alle Hunde souverän den Teich und apportierten die Enten zuverlässig. Zwei Hunde wählten auf dem Rückweg den zügigeren Landweg – ein Umstand, der für das Gesamtergebnis jedoch keine Folgen hatte.

Die letzte Station, „Merken im Feld“, sollte an einer anderen Stelle im Revier stattfinden, diese bedingte eine kurze Autofahrt. Apropos Autofahrt ... voller Optimismus hatte die Sonderleitung sein „nicht Allrad-betriebenes“ Fahrzeug im Feld geparkt …mehrere Versuche blieben erfolglos – er steckte fest … Endlich war ich nicht mehr Ziel aller Frötzeleien … Glücklicherweise fand sich schnell ein Abschleppseil und ein geeignetes Fahrzeug – also auf zur letzten Station.

Auf einem Feld mit stehen gebliebenen Raps sollten die Hunde sich eine, nach dem Schuss fallende Ente in rund 50m Entfernung merken und diese apportieren. Schon Starter Nummer eins bot sich jedoch eine Überraschung: Just in dem Moment, als das „Voran“ über die Lippen ging, tauchte vor dem Gespann „Meister Lampe“ auf und spurtete los … Erst nach kurzem Wettlauf konzentrierte sich der Hund auf das eigentliche Ziel: E-N-T-E! Es war nur fair, dass die Richter sich nach kurzer Beratung entschieden, dass hier am Ende wiederholt werden durfte.

Alle anderen Hunde merkten sich den Fall der Ente und wurden nicht von Hasen abgelenkt, so dass auch diese Prüfung von allen mit „sehr gut“ bestanden wurde.
Zum Abschluss durfte Gespann eins auch nochmal ran - und tatsächlich: ohne das Einwirken von „Meister Lampe“ wurde die Ente zurück gebracht. Ein gelungener Abschluss.

Alles in allem waren die Organisation und die Abläufe so gut strukturiert und selbst die Hunde lieferten keinen Grund für Verzögerungen, so dass die JP/R bereits gegen 13:00 Uhr zum Ende kam. Viel zu früh für das bestellte Essen im „Zum Sandkrug“. Dieses trübte jedoch weder das leckere Essen und die Stimmung an sich, denn gemäß der ostfriesischen Gelassenheit wurden kurze Telefonate geführt und wir konnten doch noch einkehren und den Tag in gemütlicher Runde bei Speis und Trank ausklingen lassen!
Es ist schon was, am Ende solch eines Tages, in die Gesichter der Einzelnen zu blicken. Die einen überglücklich im zweiten Anlauf die JP/R bestanden zu haben, die anderen, die schon bei der ersten Station nicht bestanden hatten … hinterher zu Höchstform auflaufen und sich gar nicht grämen müssen … denn der Hund ist noch so jung … wirklich ein gelungener Tag!

Was bleibt als Fazit der JP/R im Raum Aurich? Ein Wecker allein reicht nicht und nur Autos mit Allrad sollten auf weichem Untergrund geparkt werden.

An dieser Stelle nochmal ein dickes Lob und ein großes Dankeschön an die Richter: Ingrid Stahlke, Heinrich Janssen und Heinz Aden, die fair und für alle nachvollziehbar bewerteten und uns alle umsichtig durch den Tag führten; an den Sonderleiter Lothar Habben, der uns allen bewies, wofür Allrad nützlich ist und somit zur allgemeinen Erheiterung beitrug; an Jan Woltzen der sein Revier zur Verfügung stellte und somit die ganze Veranstaltung erst ermöglichte (Achtung: Ich konnte hören, dass einige Teilnehmer den Teich „einladen“ und im Oldenburger Land wieder „ausladen“ wollten …) und zu guter Letzt natürlich auch noch an alle Helfer und Mitglieder der BZG Ostfriesland, die bei der Ausrichtung der JP/R mitwirkten. Ich freue mich schon auf ein nächstes Wiedersehen!

Euer Bernd Bening
(ääh nicht ganz: Bei Prüfungen verlass ich mich auf meinen Hund – beim Schreiben auf Marius Mader, der hat einen verlässlicheren Wecker und begleitete mich am Prüfungstag)